"Wer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten."
-Finnisches Sprichwort-
Zwei weitere Städte im Norden von Schweden über die wir etwas zu erzählen haben. Nach unserer Woche in Luleå, denke ich, mehr geht nicht, besser wird es nicht. Ein Gefühl, wie nach einem Marathon oder einer bestandenen Prüfung stellt sich ein, das wars und jetzt?
Uns ist bewusst, dass man gewisse Erlebnisse nicht toppen kann. Aber wir würden allem anderen, was noch kommt, unrecht tun. Also stellen wir uns darauf ein, dass es anders werden wird und geben dem, was noch kommt eine faire Chance. Wir fahren also in Richtung Süden. Noch liegt Schnee und es ist kalt. Aber das wird sich bald ändern.
Umeå, an Schwedens Nordostküste gelegen, ist mit seinen erstklassigen Museen und einer angesehenen Universität die Kulturhauptstadt Nordschwedens. Sie wird mit seinen 127 000 Einwohnern als Hauptstadt Nordschwedens bezeichnet. Wir haben uns ein Hotelzimmer für eine Nacht mitten im Zentrum gebucht. Wir sind uns bewusst, dass das eigentlich zu wenig ist, um Umeå nur annähernd zu erfassen. Aber was uns gleich auffällt, es ist eine sehr gemütliche Stadt. Was anderes haben wir hier im Norden auch gar nicht erwartet und das ist genau das, was uns gefällt. Es gibt etwas zu sehen und doch ist es entspannt. Keinerlei Hektik und wenig Verkehr, kein Hupen und Drängeln auf den Strassen.
Fluss Ume älv
Viel Zeit haben wir nicht. Wir gehen am Fluss Ume älv spazieren, Tee trinken und finden ein gemütliches Restaurant, in dem wir sehr lecker und recht günstig essen. Die Preise sind im Vergleich zur Schweiz recht ok, für deutsche Verhältnisse doch eher teuer. Man muss für ein Gericht zwischen 20 und 25 Euro rechnen.
Wir sind auch in der Vergangenheit schon in vielen Hotels gewesen, sei es in Berlin, Freiburg i. B., Dresden, London, Paris oder Kopenhagen. Dieses Hotel in Umeå war ein Hotel mit drei Sternen, aber das Frühstück hat uns umgehauen. Das erste Hotel, bei dem standardmässig vegane Alternativen angeboten werden. Neben dem sonst reichhaltigen Angebot gibt es Hummus, veganen Käse, Milch und Joghurt. Auch gibt es leckere selbstgemachte Chili- Organgensaft - Shots und verschiedene Desserts. By the way hat es auch eine fantastische Sauna mit Blick auf die Stadt.
Spielplatz aus Eis
Auf dem Weg gen Süden streifen wir noch die Stadt Skellefteå mit seinen rund 36 000 Einwohnern. Es ist wahrscheinlich nicht unbedingt eine Stadt, die man mal eben so bereist. Man findet auch keine deutschsprachigen Webseiten dazu. Geht man aber auf die Seite von Skellefteå selber, dann merkt man, dass die Stadt richtig viel zu bieten hat.
Wir wissen, dass dort Northvolt, Europas grösste Batteriefabrik seinen Sitz hat. Skellefteå braucht gute Arbeitskräfte und tut darum sehr viel, um attraktiv zu sein für seine Anwohner und die, die es werden möchten. Wir fahren also mal eben beim Fabrikgelände vorbei und sehen, dass es eine grosse Anlage für Langläufer und Abfahrtsläufer gibt. Die Stadt hat auch eine bekannte Eishockeymannschaft. Wintersport nimmt logischer Weise einen grossen Stellenwert ein. Wir machen einen kleinen Stadtbummel, um uns ein Bild zu machen. Es gibt einen Fluss, der durch die Stadt fliesst und wir beschliessen dort hin zu laufen. Wir hören Menschen und jemand spricht durch ein Megaphon. Unser erster Gedanke: eine Corona Demo.
Blödsinn, lachen wir, denn in Schweden gab und gibt es keine solchen restriktiven Massnahmen wie in Mitteleuropa. Die Schweden sind entspannt, wir haben vielleicht einen Maskenträger in den letzten vier Wochen gesehen. Man sieht wieder freundliche und lachende Gesichter und wir geniessen das in vollen Zügen. Auch wird uns dann immer wieder bewusst, wieviele Menschen weltweit unter den Massnahmen leiden müssen. Gar nicht auszudenken, wenn man bei Minus 10 Grad noch unter die Mütze die Maske fummeln muss. Die Brille beschlägt und so weiter. Nein es ist einfach nur entspannt. So was ist denn dort nun los? Wir trauen unseren Augen nicht. Nichts Corona, die Skellefteåaner haben eine grosses rechteckiges Loch ins Eis gefräst, so gross wie ein Schwimmhallenbecken. Ja, es wird tatsächlich geschwommen, gekrault, also mit Kopf unter Wasser. Es geht wohl darum, wer die meisten Bahnen schafft.
Schwimmwettkampf im Fluss
Zwei Frauen steigen aus dem Wasser und laufen mit nackten Beinen in einen Umhang gehüllt eilig zu den Umkleiden, die weit entfernt zu sein scheinen. Ein etwas korpulenter Mann steigt ins Wasser und schwimmt los, eine Bahn, zwei, drei und vier. Unfassbar! Die Menge tobt! Krebsrot und sichtlich glücklich steigt er aus dem Wasser. Ob ihm sein Polster zu Gute gekommen ist? Ich denke schon. So, das ist nun ein Teil der Freizeitbeschäftigung an einem sonnigen Samstagvormittag in Skellefteå ;) .
Es hat sich gelohnt anzuhalten, stellen wir im Auto zufrieden fest, während wir unsere Brote mampfen.
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