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AutorenbildAnke Dollase

"Ein Ja" in der Südsee - auf der Insel Aerø

Aktualisiert: 31. März 2023

"Für die Welt bist Du irgendjemand, aber für irgendjemand bist Du die Welt."

- Erich Fried-


Wir beide waren schon mal verheiratet und beide waren wir der Ansicht, eigentlich muss es nicht sein. Man braucht es einfach nicht, um glücklich miteinander zu sein. Für mich ist aber die Ehe auch nach meiner Scheidung nicht zu einem unnötigen Konstrukt verkommen. Im Gegenteil, mir ist bewusst geworden, wie stark die Bindung dadurch wird, abgesehen von der mühsamen Kehrseite, wenn das Ganze in einer Scheidung mündet. Es ist ein grosser Schritt und wir waren uns dessen bewusst.

Grosse Pläne gemeinsam umzusetzen, erfordert noch grösseres Vertrauen, Zuverlässigkeit und eine stabile Bindung. Diese erreicht man nicht über eine Heirat. Die Ehe symbolisiert aber den Willen und das Bedürfnis 100%ig füreinander da zu sein. Chris ist der Skeptischere von uns beiden. Er macht mir an Weihnachten 2021 einen Antrag, wer hätte das gedacht. Dieser läuft eher etwas ungeschickt ab, im Flur unserer Wohnung. Unsere Vorfreude ist gross, wenn da nicht ein paar Umstände wären, die das Ganze etwas kompliziert gestalten. Unsere Familien. Schnell kehrt Ernüchterung ein.



Unsere Eltern und Familien leben in Sachsen, Thüringen und Berlin. Ich bin zwar Einzelkind, meine Familie ist durch Tanten, Onkel und Cousinen gross, Chris hat zwei Kinder und eine Schwester und Familie. Und natürlich unsere Freund in der Schweiz. Viele Fragen beschäftigen uns: wo, wie, wann, mit wem? Was ist, wenn wieder Massnahmen ausgerufen werden? Ich blicke in Chris` Gesicht. Er sieht alles andere als glücklich aus. Oh je, das ist keine gute Ausgangslage. Man muss dazu sagen, dass seine Familie von unserer Verbindung nicht sonderlich begeistert ist, aber das ist ein anderes Thema. Meine Eltern freuen sich riesig, lassen den Sektkorken knallen, als sie die Nachricht von unserer Verlobung hören.

Entweder alle oder keiner! Fast verzweifelt sitzen wir auf dem Sofa, ratlos hängen die Schultern. Meine Vorfreude ist wie weggeblasen. Ich wollte unbedingt mit meinen Eltern feiern, zumal meine erste Heirat in Jeans auch nicht gerade ein Spektakel war. In solchen Lagen werde ich oft kreativ und ein "Geht nicht", gibt es bei mir nicht. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, google ich. Ich gebe ein: "Wo kann man unkompliziert heiraten?". Ich stosse auf Dänemark, die Hochzeitsinsel Aerø in der dänischen Südsee.





Unkomplizierte Anmeldung, wenig Dokumente, weit weg, Chris` Gesicht entspannt sich merklich. Abklatschen, so machen wir das. Kein Wort zu niemand.

Wir finden eine hübsche Unterkunft über Airbnb. Am 21.6.2022 soll es dann soweit sein. Wir reisen ein paar Tage vorher an und verbringen eine wunderschöne Woche auf der Insel. Obwohl das Wetter in der Woche sehr durchwachsen und kühl ist, erwischen wir eine perfekten, sonnigen Tag. Es ist ein "magic moment", wie ich diese Momente nenne, in denen alles passt, nicht geplant, in denen sich eins zum anderen fügt. Wir spüren beide, dass diese Art zu heiraten genau das Richtige für uns ist. Wir brauchen kein Aufsehen, kein Tamtam, wir lieben das Stille, das weniger Aufgeregte und so können wir diesen Tag für uns intensiv geniessen.



Wir möchten mit dem Beitrag nicht zeigen, wie "ach so toll das Alles ist". Das ist nicht unsere Art. Auch hier sind wir durch einen schwierigen Prozess gegangen, denn eigentlich hatten wir uns das anders vorgestellt. Aber wir haben aus der Situation das Beste herausgeholt. Und auch wenn wir das Geld nicht gehabt hätten, in den Norden zu fahren, hätten wir eine Lösung gefunden. Wir haben das Beste für uns gemacht, unsere "Würmli`s" haben sich wohl gefühlt und darauf kommt es an.

Aus diesem Grund teilen wir diesen Moment. Denn wie oft geben wir uns Zwängen und gesellschaftlichen Vorgaben hin, sind aber nicht mit vollem Herzen dabei und können es gar nicht richtig geniessen. Meine Eltern haben es sehr positiv aufgenommen, wir haben`s "nachgefeiert". Bei Chris` Familie hat es etwas gedauert. Und wie heisst es so schön:


"Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende."




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