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Grimnäs, Vedjeön und Blattniksele - Mehr als Zwischenstationen auf unserem Weg nach Norden

  • Autorenbild: Anke Dollase
    Anke Dollase
  • 1. Feb. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Mai 2023

"Reisen macht einen bescheiden. Man erkennt, welch kleinen Platz man in der Welt besetzt."

-Gustave Flaubert-



Unsere nächste Station ist Grimnäs in Jämtland rund 300 km nördlich von Mora und 50 km südlich von Östersund. Unsere Fahrt war traumhaft. Verschneite Strassen, weite Natur und ein unglaubliches Licht. Die Sonne steht den ganzen Tag tief, dadurch hat man das Gefühl, es ist ständig Sonnenaufgang oder -untergang.



Wir haben eine winzig kleine Blockhütte bei Eline gefunden, heimelig auf zwei Etagen. Wir fühlen uns sehr wohl. Am Abend sind minus 12 Grad. Wir erhalten einen ersten Eindruck von den tiefen Temperaturen, die uns noch erwarten werden. Wir verbringen zwei Tage mit Spazieren gehen, lecker essen, reden und Serie schauen (muss auch sein). Wir sprechen auch über unser zukünftiges Leben. Den Umbruch können wir nicht ausblenden, auch wenn wir momentan noch Urlaub haben.




Auf unserer Weiterfahrt machen wir einen kurzen Halt in Östersund. Diese Stadt ist nicht zu unterschätzen, immerhin hat sich keine so oft im die olympischen Winterspiele beworben wie Östersund. Wie kann man dieses Städchen einfach so übersehen. Wir übersehen es auf jeden Fall nicht und machen uns auf die Suche nach einem netten Cafe und werden fündig. Unglaublich leckere "Raw" Törtchen gibt es für uns und selbst gemachten Chai Latte. "Utsökt" sage ich dem Kellner, der wie ein Koch angezogen ist, als er uns den Latte bringt. Lecker wars! Er bedankt sich mit einem Strahlen und legt die Hände in "Namasté".


Unsere Hütte auf der Huskyfarm

Auf der Husky Farm in Vedjeön verbringen wir drei weitere Tage. Unsere Hütte ist diesmal mehr als einfach. Wir haben kein fliessendes Wasser drinnen und die Toilette befindet sich im Hauptgebäude. Die Hütte wird mit einem Radiator beheizt, was er durchaus auch schafft. Leider kommt aber eisige Luft vom Boden, so dass die Füsse selten richtig warm werden. Aber auch daran gewöhnt man sich. Abwaschen mit einer Schüssel, das macht uns eigentlich nichts aus. Das kennen wir vom Wandern und Campen. Die grösste Herausforderung ist es, nachts hinaus zu müssen. Das haben wir ein wenig unterschätzt.



Die Farm gehört einem tschechischen Pärchen, welches vor rund fünfzehn Jahren nach Schweden gekommen ist, um sich ihr Leben mit den Hunden aufzubauen. Sie haben 57 Huskys, die auf dem Hof leben von ihrer Geburt an bis zu ihrem Tod. Sie geben keinen Hund weg, berichtet er uns. Das Pärchen fährt Rennen und bietet Schlittentouren an. Auf dem Hof ist ordentlich was los. Bisweilen stimmen die Hunde in ein gemeinsames Konzert ein und heulen im Chor sich die Seelen aus dem Leib.

Eigentlich wollten wir auch eine Schlittentour machen, aber aus irgendeinem Grund entscheiden wir uns dagegen. Das Wetter ist nicht wirklich gut. Auch ist der Schnee nicht so ideal, wie wir ihn uns vorstellen für eine Tour durch die verschneite Landschaft. Also lassen wir das und besuchen die Hunde in ihrem Daheim.



Es sind einfach viele Hunde "auf einem Haufen". Ich bin nicht sicher, wie ich das finden soll. Den Hunden geht es prima, jede und jeder hat seinen Namen. Man merkt, da steckt viel Liebe drin und doch sind es einfach zu viele für meinen Geschmack. Wir finden auf jeden Fall sehr spannend zu sehen, wie Menschen ihren Lebensplan umsetzen und ihre Ziele verfolgen. Das haben die beiden auf jeden Fall getan.



Ansonsten nutzten wir die Zeit in Vedjeön zum Spazieren gehen. Zum Joggen ist es einfach zu kalt. Spazierwege gibt es hier eigentlich nicht. Aber die Strasse ist so wenig befahren, dass man da gut drauf laufen kann. Und man hat ja noch den See, auf dem viel Platz ist zum Laufen, wenn man sich denn traut.




Etwas Kulinarisches haben wir auch noch in der einfachsten Hütte umgesetzt. Wir haben unser fermentiertes Gemüse dabei, welches wir täglich "schnurpsen". Sauerkraut ist zum Beispiel so ein fermentiertes Gemüse. Die meisten wissen aber gar nicht, wie es hergestellt wird. Man kann so viele Dinge fermentieren. Fermentieren ist nichts anderes als haltbar machen. Die gesunden Bakterien, die bei dem Prozess entstehen, sind gut für unseren Darm und damit gut für unser Immunsystem. Wir bevorzugen neben Kohl vor allem Karotten, Zucchini oder Brokkoli.

Wie man das macht, erfahrt ihr hier (Link folgt).


Blattniksele gehört bereits zu Lappland. Leider können wir zu diesem Ort nicht so viel sagen, denn es hat uns erwischt. Unser letzter Vermieter hatte eine Erkältung und wahrscheinlich hat er uns "etwas" weitergereicht. Und es war wohl doch zu kalt an den Füssen die letzten Tage. In Zeiten Corona ist ja eine Erkältung schon eine grössere Angelegenheit, unser neuer Vermieter hat netterweise zweimal nachgefragt, wie es uns geht. Wir sind froh, dass unser Immunsystem nach dem langen Fasten im Home Office mal wieder Arbeit hat. Uns geht es gut, das Fieber schnell wieder runter.

Blick aus unserem Fenster auf den Fluss

Umso glücklicher sind wir, dass wir eine so tolle Unterkunft haben. Heimelig, warm mit einem Pelletofen. Unser Vermieter, Alexandré aus Frankreich, hat sich wirklich Mühe gegeben. Das Haus ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Er praktiziert "Fliegenfischen", erzählt er uns und bietet sich neben seinen Unterkünften auch als Guide an. Das ist nicht unser Ding, aber Alexandré scheint einige Talente zu haben, wie auch seine kreativen Ideen im Haus zeigen.

Der Blick auf den Fluss ist atemberaubend und so macht es uns nicht so viel aus, dass wir drei Tage drinnen bleiben müssen, bis es uns wieder besser geht. Am vierten Tag können wir noch einen Spaziergang auf dem Fluss unternehmen. Wir geniessen diese Tage trotz der Umstände und sind dankbar, dass unser Auto nach vier kalten Nächsten am nächsten Morgen bei minus 24 Grad wieder anspringt.


Unser Haus in Blattniksele









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