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AutorenbildAnke Dollase

Luleå, unsere "heimliche" Liebe, die ein Leben lang hält

Aktualisiert: 31. März 2023

"Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf."

-Oscar Wilde-



Wer hätte das gedacht. Im arktischen Luleå verlieben wir uns auf`s Neue. "Magic Moments" erwarten uns, so dass es danach fast nicht schöner werden kann.

Aber schön der Reihe nach.

Von Jokkmokk fahren wir mit dem Gefühl weg, dass uns auch die härtesten Temperaturen nichts anhaben können. Wir sind aber auch froh, dass es nur noch minus 10 Grad sind. Wir freuen uns auf die Ostsee, auch wenn sie zugefroren ist und wir sind gespannt auf die nördlichste grosse Stadt Schwedens mit ihren rund 78 000 Einwohnern.

Unsere Unterkunft in Stennuden bei Marko ist ein gemütliches Schwedenhaus. Die Inneneinrichtung besteht aus einem Gemisch aus Retrolook, Erinnerungen aus den 50igern und 60igern, der Liebe zu Elvis Presley und traditioneller schwedischer Wohnkultur.

Insgesamt heimelig, zum Wohlfühlen.



Die Heizerei ist für uns nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Mit Klimaanlage und Radiator wird versucht zu heizen, was das Zeug hält. Die Luft wird trocken im Raum, aber es wird warm. Wie immer tut es eine Schüssel Wasser auf dem Radiator, um die Luft etwas angenehmer zu bekommen.

In Vedjön hatten wir bereits das gleiche Problem, nur liess sich dort keine Schüssel auf dem Radiator abstellen.


Konstruktion Luftbefeuchter

Also bastelten wir aus zwei Haken und einer viereckigen Küchenreibe eine Abstellmöglichkeit. Wir beide sind im "Osten" aufgewachsen und haben gelernt, aus den mitunter wenigen vorhandenen Dingen das Optimum herauszuholen. Eine Eigenschaft, die uns niemand mehr nehmen kann und die uns das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert. So schlimm war es in dem Fall nicht, aber für unsere Nasenschleimhäute allemal viel angenehmer.

Diesbezüglich sind wir schon verwöhnter geworden. Wir kommen mit vielem zurecht, haben es aber im Raum gern warm, ausser wir zelten, dann erwarten wir es nicht. Wichtig ist uns, dass die Energie gut genutzt, aber nicht sinnlos "verbraten" wird, im Sinne von Heizung an, Fenster auf. Das machen wir nicht.


Luleås Isbana

Sonntagsausflug

Am Sonntag fahren wir nach Luleå. Es gibt dort eine Eisbahn (Isbana Luleå). Es handelt sich um eine rund 12 Kilometer präparierte Natureis- Piste auf dem Fluss/ der Förde im Stadtzentrum. Die Nutzung ist kostenfrei. Die Bewohner der Region nutzen das zugeschneite Eis für Abkürzungen von Ufer zu Ufer zu Fuss, per Ski, per Schneescooter oder Auto. Und die Schlittschuhläufer warten jedes Jahr auf die Eissaison. Dann gibt es noch den Tretschlitten, das Allroundfahrzeug des Nordens. Auf Schwedisch und Norwegisch heisst er spark, ist einfach zu bedienen und man kann noch eine Person oder Gepäck mitnehmen. In Luleå stehen an drei Einstiegsstellen gesponserte Leih-Sparks bereit, die man einfach nutzen darf, die allerdings auch sehr begehrt sind.


Eis Skaten

Auch das müssen wir natürlich ausprobieren. Wir leihen uns im Sportgeschäft Skater aus. Früher nannten wir wir sie Eisschnelllaufschlittschuhe. Der Unterschied ist, dass die Schuhe wie beim Langlauf separat sind und man die eigentlichen Kufen am Schuh einrastet. Mir ist etwas mulmig, da ich als Kind das letzte Mal Schlittschuh gelaufen bin. Damals konnte ich es richtig gut. Aber dazwischen liegen nun mal über vierzig Jahre. Nach ein paar wackligen Schritten ging es dann, als sei kein Tag vergangen. Was Hänschen gelernt hat, verlernt Hans nimmer mehr. Ich konnte sogar Chris abhängen, was ich beim Laufen sonst nie schaffe. Mit der Zeit wurde ich immer schneller und übermütiger, so dass ich mich zwischendurch auch mal lang gelegen musste. Es hat gerade mit Schneien begonnen, sonst wäre ich wohl noch schneller gewesen ;). Wenn ich in Luleå leben würde, wäre das meine erste Investition. Das ist wirklich Spass und Sport in einem. Nur zu dick angezogen bin ich, ich bin nass bis auf die Knochen. Chris ist wie immer etwas besonnener unterwegs, aber auch ihm gefällt`s.



Laufen, unser Leben

Die Temperaturen lassen es wieder zu und dadurch ein Highlight, denn ansonsten gehört es bei mir/ bei uns das Laufen zum Leben dazu. Egal wo wir sind, wir laufen. Die Strassen sind verschneit, aber nicht eisig. Der Schnee knirscht unter den Schuhen, die Spikes helfen, Tempo aufzunehmen. Der Wind ist bisweilen sehr bissig, da hilft es, den Schal bis über die Nase zu ziehen. Bis minus 5 oder 6 Grad ist Joggen kein Problem. Ab minus 10 lasse ich es. Macht dann einfach keinen Spass mehr. Man sollte den Mund zulassen, also so langsam laufen, dass man noch entspannt durch die Nase atmen kann. Dann geht es.



Polarlichter

Donnerstag und Freitag soll es Polarlichter geben. Endlich. Langsam bekommen wir es mit der Panik. Wir können doch nicht 3500 Kilometer gefahren sein, um dann kein einziges Polarlicht gesehen zu haben. Das geht nicht! Es soll zudem auch aufklaren.

Wir machen uns gegen 20 Uhr auf den Weg. Zum Glück müssen wir nicht weit laufen, ca. einen Kilometer weiter stehen keine Häuser mehr und man hat einen weiten Blick über das Land und den Horizont. Es ist noch teilweise bewölkt, unsere Hoffnungen schwinden.

Doch dann geht das Spektakel los. Und wer hätte das gedacht, trotz Bewölkung wird es eine Glückstaumel, der kaum zu beschreiben geht. Wie kleine Kinder stehen wir da und staunen und versuchen natürlich auch gute Fotos zu bekommen. Wahrscheinlich geht es spektakulärer und gibt es noch perfektere Bedingungen, aber wir sind glücklich, dass wir es erleben durften.



Gammelstads Kyrkstad

Luleå ist ein magischer Ort. In einem einzigen Blogartikel kann man gar nicht alles unterbringen, was wir alles erlebt haben. Von unserem Inselhopping erzähle ich in einem separaten Eintrag.

Was wir aber fast verpasst haben, ist der Besuch des Weltkulturerbes Gammelstads Kyrkstad. Aber nur fast! Es ist schon Abend nach unserem Inselhopping und wir sind immer noch in einem Hoch der Gefühle. Chris fällt das Weltkulturerbe wieder ein, von dem er im Reiseführer gelesen hat. Wir entschliessen uns trotz Dunkelheit nach Gammelstad zu fahren und haben es nicht bereut.

Die Kirchstadt von Gammelstad wurde am 7. Dezember 1996 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt. Sie ist ein gut erhaltenes Beispiel für traditionelle nordskandinavische Kirchstädte. Davon gab es mal 71 Stück. Gammelstads Kirchstadt ist mit 408 Häusern die grösste der 16 noch vorhandenen Kirchstädten Schwedens.

Gammelstad ist das "alte Luleå". Als das Land sich mehr und mehr aus dem Meer hob, musste ein neuer Hafen, näher am Wasser, gegründet werden. Daraus ist das heutige Luleå

entstanden. Was ist eine Kirchstadt? Die Menschen kamen von weit her, um den Gottesdiensten zu lauschen. Der Weg war zu weit, um sich wieder auf den Heimweg zu machen und so wurden Häuschen zum Übernachten errichtet. Wahrscheinlich schon im 16. Jahrhundert. Hier ein kleiner Einblick von unserem abendlichen Abstecher.





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